ein neuer Tag…

Der Februar ist wirklich ein mieser Monat. Geld ist knapp, Kundschaft grummelig.
Am wenigsten mag ich die Schweigsamen, die sich dann doch zu einer (meist: kann man das Spiel auf dieser Konsole spielen-) Frage durchringen und sobald man antworten möchte, eigentlich schon nicht mehr zuhören. Könnte ja ihre eigene Welt ins Wanken bringen, wenn jemand eine Unterhaltung mit ihnen anfängt.
Schlimm sind auch die Flüsterer. Treten meist paarweise auf, flüstern sich durch den Laden, reagieren verschämt, wenn man Hilfe anbietet und verlassen dann schnellen Schrittes den Laden.
Oder die Poser, die jedes Spiel schon gespielt haben, zu jedem einen Kommentar geben können oder zumindest alles schon mal hatten (guck mal, dass hatte ich auch mal). Bleiben meist eine halbe Stunde und kaufen dann ein PS2 Spiel für etwa 5€.
Ich bin leider auch kein besonders guter Verkäufer. Jedes Spiel in meinem Laden betrachte ich als meinen persönlichen Schatz, den ich nur in gute, würdige Hände abgeben möchte (ein paar PS2-„perlen“ ausgenommen. Man muss sich erstmal in mein Herz kaufen. Jeden neuen Kunden beäuge ich misstrauisch, denn wer das Hobby Videospiele nicht ernst nimmt oder an meinen Preisen mäkelt (mangels fehlenden Wissens), ist gleich unten durch. Und wenn derjenige dann auch noch die Verpackungen aufreisst, ist mein und sein Tag definitiv gelaufen.
Klingt jetzt schlimmer, als es ist und jeder Videospielnerd wird mein Verhalten verstehen können.
Und wenn man die Hürde erstmal genommen hat, ist man auch ein gern gesehener Gast zum Plaudern, Kaffeetrinken oder auf unseren berüchtigten Videospielparties (Ein doch eher unscheinbarer, nerdiger Typ hat letztens in 5 Minuten Sex-Games auf dem C64 durchgezockt, ist das schon ein Speed-Run??? Hähä)
Auch Spieleankauf ist momentan gering.
Bis auf einige PS1 und Saturn Schätzchen, die ich selbst besorgt habe und die übliche Menge PS2 Titel kommt kaum Ware rein. Meine Stammkundschaft scharrt schon ungeduldig mit den Geldbeuteln…
Ich nehme übrigens gerne Sachspenden entgegen, aber mein geschätzter Blogfreund hat sich seiner Sammlung ja schon vor einiger Zeit entledigt…tztztz…wenn du das mal nicht bereust.

Ein Anfang…

Hm, alle Anfang ist schwer. Vor allem, wenn es ein grauer Mittwochmorgen ist und sich noch rein gar nichts ereignet hat…
Also fange ich einfach mal bei mir an.
Ich bin 26, weiblich und spiele schon seit ich denken kann Videospiele. Also entschloss ich mich irgendwann, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Vor 3 Jahren habe ich dann meinen kleine Laden eröffnet, der seitdem ständigem Wachstum und Veränderungen unterliegt. Mein Hauptaugenmerk liegt auf allem, was alt und kultig ist, so dass meine Stammkundschaft sicher sein kann, bei jedem Besuch ein neues Teil für die Sammlung zu ergattern. Für mich selbst fällt zugegebenermaßen auch mal ein Schmuckstück für meine Privatsammlung ab.
Das Leben könnte also kaum besser sein…
Gestern zum Beispiel war ein großartiger Tag.
Zuerst kam ein netter Stammkunde und brachte Besuch aus einer fremden Stadt mit. Leider war es ein Spontanbesuch, so dass beide nicht an das nötige Kleingeld gedacht hatten und erstmal die Pfandflaschen in ihrem Auto veräußern mussten, bevor sie sich neue Spiele kaufen konnten (klingt, als ob die saubillig wären…).
Am Nachmittag beehrte uns dann René Meyer (bekannt durch die größte Konsolensammlung der Welt und echter Leipziger) mit seinem Besuch und ließ mich mit seinem Vectrex spielen, dass er zum Zwecke einer Pressekonferenz zur Buchmesse im Auto spazieren fuhr. Wow…ich will auch so ein Teil…
Er war es auch, der mich zu diesem Blog ermutigt und inspiriert hat. Ich hoffe, ich finde die nötige Zeit und Motivation, mich dem regelmäßig zu widmen.
Schön wäre es ja, all die Anekdoten aus dem Händlerleben aufgeschrieben zu wissen. Vielleicht wird ja auch mal ein Buch daraus, wie bei meinem geschätzten Kollegen aus Hamburg und seinem Werk „Wo sind die normalen Menschen“, dass ich jedem ans Herz legen möchte.

Nun erstmal einen schönen Tag…oder Abend, je nachdem, wann Ihr diesen Blog entdeckt. Oder heisst es „das Blog“ ???

Aus dem Leben einer Videospielladen-Besitzerin