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Liebe zum Detail

Am Wochenende waren wir bei einem Bekannten, der uns stolz seine riesige PC-Spiele Sammlung präsentierte. Wir bestaunten ein paar wunderschöne Cover-Artworks, erfreuten uns an geprägten Verpackungen und öffneten auch den ein oder anderen Karton und begutachteten den Inhalt: Artworks, dicke, reich bebilderte Anleitungen, Karten, Codeschablonen, Sammelkarten, sogar einen Würfel fanden wir. Und so schwelgten wir in Nostalgie ob der guten alten Sammler-Zeit. Was bekommt man denn heute noch für sein Geld?
Im PC-Bereich ist es schon lange gang und gäbe, dass im standartisierten Karton lediglich eine CD-Hülle samt Spiel zu finden ist, sich Anleitungen auf der Disk befinden und man sich Boni im Netz besorgt, sofern gewünscht. Doch auch im verwöhnten Konsolensektor ist ein schleichender Verfall nicht zu übersehen.
Natürlich sind wir alle froh, die sperrigen Pappkartons aus 8- und 16-Bit Zeiten los zu sein, zeigten diese doch rasch Anzeichen von Abnutzung oder wurden von Mutti gleich nach dem Weihnachtsfest dem Altpapier zugeführt, aber wer heute noch ein paar gut erhaltene Exemplare besitzt, weiß diese als Sammlerobjekte zu schätzen, vor allem, wenn sie vollständig bestückt sind, inklusive Modul, Anleitung, Werbeflyern, oder im Falle von Bigboxen sogar mit wunderschönen Spieleberatern, die das Spielgefühl komplettieren.
Ja, einheitliche DVD-Verpackungen sind praktisch, Regalkompatibel und platzsparend, aber auch hieraus kann man mit ein bisschen Sorgfalt ein Liebhaberstück machen.
Fangen wir beim Cover an: Prangte in ganz frühen Zeiten lediglich das Entwickler- oder Publisherlogo auf dem Frontcover, mussten wir uns in den letzten Jahren doch mit jeder Menge Einschränkungen abfinden, angefangen mit dem übergroßen USK-Logo, über dicke Prozentzahlen diverser Magazine bis hin zu störenden Aufklebern zu WiFi-Kompatibilität oder Multiplayer-Modus. Dies stört das Bild im Regal arg, selbst wenn 90% der Spiele nur von der Seite zu sehen sind, einem echten Sammler sind solche optischen Störungen des, hoffentlich, gut gemachten Covers ein Dorn im Auge. Wann kommen endlich Wendecover serienmäßig und vor allem bei großen Titeln?
Weiter geht’s mit der Qualität der Verpackungen. Wo früher noch stabiles Plastik im Regal stand, sehe ich nun ein fragiles Gebilde aus Weichplastik und Löchern, welches keiner allzu starken Beanspruchung standhält. Angefangen hat es mit den PS2 Verpackungen, die plötzlich wesentlich dünner und damit instabiler wurden. Viele brechen an den Knickstellen oder bekommen unschöne Dellen, wenn man die Disk „zu fest“ in die Verpackung drückt. Auch die Coverfolie ist von minderer Qualität und reißt sehr oft oder ist anfällig für Knicke und abgewetzte Stellen. Wirklich nicht schön, kein Wunder, dass Sammler oft zu mittlerweile vergriffenen Erstauflagen greifen und auch bereit sind, für diese mehr zu zahlen.
Nintendo ist leider auf diesen Zug aufgesprungen, waren die DS-Verpackungen noch stabil, sind die neuen 3DS Verpackungen aus dünnem Plastik und durchsetzt von Löchern, angeblich aus Gründen der Umwelt, aber da fallen mir auch noch ein paar andere ein. Wie lange die halten sollen, gerade in Kinderhänden, ist mir schleierhaft.
Nichtmal mehr vor Anleitungen macht die Unaufmerksamkeit der Publisher den Sammlern gegenüber halt, musste ich doch bei meinen letztgekauften limitierten Sammlereditionen sowohl von „Xenoblade Chronicles“, als auch „Zelda-Skyward Sword“ feststellen, dass die Anleitungen einfach in den Karton gesteckt wurden und ob ihrer Größe nicht mal mehr in die dafür vorgesehenen Halterungen der DVD-Hüllen passen, weil man unbedingt alle Sprachen auf einmal unterbringen will. Auch sonst hat der Inhalt, gerade bei Zelda, enttäuscht, kommt die Soundtrack-CD doch in einem Pappschuber daher, der schon bei einmaligem Herausziehen der CD Kratzer verursacht. Das Gleiche Problem besteht auch bei den neueren Wii-Bundles, bei denen die mitgelieferten Spiele ebenfalls nur in Pappschubern beiliegen und dementsprechend aussehen, wenn man sie gebraucht kauft/verkauft.
Beim neuen „Super Mario 3D Land“ war gar keine Anleitung dabei, sondern nur ein Flyer, der die wichtigsten Grundzüge erläuterte. Ja, mir ist klar, dass diese Art Spiel keiner weiteren Erklärungen bedarf, aber es fehlt einfach was in der Verpackung, neben den üblichen Sicherheitshinweisen und Werbeflyern.
Ich sehe dies Entwicklung sehr kritisch, bin ich doch Sammler aus Leidenschaft. Ich könnte mir niemals vorstellen, meine Spiele nur runterzuladen und keine physischen Medien im Regal stehen zu haben, sogar zu meinen runtergeladenen „Super Mario RPG“ auf der Wii hat B. mir eine SNES Verpackung dazu gebastelt, weil er weiß, wie wichtig mir sowas ist.
Gerade von Nintendo, die sich gegen Zwangs-Onlinecontent und für qualitativ hochwertige Spiele einsetzen, erwarte ich in diesem Bereich auch mehr, also bitte, nicht mehr so schludern, etwas mehr an den Kunden denken, der halt nicht nur Spieler, sondern vor allem Liebhaber ist. Ich will auch in 10 Jahren noch mit verträumtem Blick auf mein Spieleregal schauen und mich an jeden Moment erinnern, als ich ein neues Spiel geöffnet habe und schon von der Aufmachung begeistert war, bevor ich das Spiel überhaupt zum ersten Mal spielen durfte.